|
|
XI. Heidelberger Graduiertenkurse Physik
Soft Condensed Matter
Gerhard
Gompper,
Erich Eisenriegler
Forschungszentrum Juelich
In
den letzten Jahren hat sich aus der Forschung auf den traditionellen
Gebieten von Polymeren, biologischen Makromolekülen, Kolloiden, Amphiphilen
Systemen und Membranen, sowie von Flüssigkristallen ein neues
Forschungsgebiet entwickelt, die "Weiche Materie". Unter diesem
Begriff werden alle Materialien zusammengefasst, die auf typischen Längenskalen
im Bereich von Nanometer bis Mikrometer strukturiert sind. Die
Wechselwirkungen innerhalb der strukturellen Einheiten ist relativ stark,
die Wechselwirkung zwischen ihnen aber ist schwach. Deshalb können diese
Materialien unter dem Einfluß äußerer Kräfte leicht deformiert werden
--- sie sind "weich".
Das Zusammenwachsen der verschiedenen, vorher disjunkten Teilgebiete der
weichen Materie erwächst zum einen aus der Erkenntnis gemeinsamer
Mechanismen bei der Struktur und den Eigenschaften dieser Systeme, zum
anderen durch die Verbindung verschiedener Komponenten in einem Material.
Als Beispiel sei eine Polymer-Kolloid-Mischung wie Tinte genannt.
Biologische Zellen sind eine Paradebeispiel für das Zusammenwirken einer
großen Zahl verschiedener Komponenten.
Wesentliche Aspekte der Weichen Materie sind die Selbst-Organisation
elementarer Einheiten zu einem komplexen Ganzen, das kooperative
Zusammenspiel einer großen Zahl von Freiheitsgraden, und die wichtige Rolle
thermischer Fluktuationen. Die experimentelle und theoretische Untersuchung
und das Verständnis der Eigenschaften dieser Materialien ist wegen des
hohen Komplexitätsgrades, der großen Zahl kooperativer Freiheitsgrade, und
des großen Bereichs relevanter Größen-, Zeit- und Energieskalen eine
besondere Herausforderung.
|